Reisetipps

Leisetreter Lille

2004 war Lille Europäische Kulturhauptstadt, 2020 Welthauptstadt des Designs. Altstadt und Museen lohnen eine Reise. Es halten die Hochgeschwindigkeitszüge TGV und Eurostar. Dennoch fehlt ihr der touristische Glitter. Ein Grund mehr hinzufahren

Lille liegt im Nordosten Frankreichs, Belgien ist zum Greifen nah. Wie Brügge und Gent ist Lille eine flämische Stadt. Sie ist Hauptstadt der Region Hauts-de-France, zu der auch die Picardie gehört, die französische Region, über die in der Reiseliteratur am wenigsten zu finden ist. 2008 immerhin guckte die Welt auf sie, als der Kassenschlager Willkommen bei den Sch’tis in den Kinos lief. Danach wurde es wieder ruhig.

Mein Programm für Lille ist umfangreich. Ausgestattet mit einem 72-Stunden-Ticket habe ich freien Zugang zu Museen und zu Metro, Tram und Bussen.

In der Mitte des Bildes steht ein langgestrecktes Haus aus Ziegelsteinen. In den zwei Etagen sind breite, dunkle Fenster eingebaut. Auf einer Seite des Flachdaches ist eine Pergola angebracht. Zum Betrachter hin erstreckt sich eine schmale, langgezogene Wasserfläche, in der sich der Mitteltrakt des Hauses spiegelt. Am Rande des Grundstücks stehen Zedern und Laubbäume ohne Blätter. Der Himmel ist wolkenlos
Fenster- und Türrahmen aus Metall, ein mehrgliedriger Baukörper, ein kreisrunder Treppenhaustrakt sowie eine Pergola auf dem Dach: modernes Bauen Ende der 1920er Jahre (Foto: C. Kreutzer)
Nach Verfall und Plünderung erfolgreich restauriert: die Villa Cavrois

Der Himmel strahlt herbstlich-blau, als ich nach dem Frühstücken mit der Tram zur Villa Cavrois fahre, einem zeitlos-modernen Wohnhaus aus den 1930er Jahren. Paul Cavrois, ein Industrieller, dessen Familie mit dem Bau von Fabrikanlagen, Baumwoll- und Wollspinnereien zu Geld kam, gab sie in Auftrag. Nur zehn Minuten, nachdem das Haus geöffnet hat, wartet auch schon ein Pulk von Leuten vorm Eingang. Ein Kiesweg führt hinauf auf das Gelände, und die Besucher verstreuen sich schnell auf Garten und Gebäude.

Ein Kiesweg führt zu einem Haus aus Ziegelsteinen. Rechts und links des Weges befindet sich Rasen. Vor dem Haus steht eine große Zeder. Auf dem Kiesweg sind Menschen zu sehen
Die Zedern passen perfekt zu der modernen Bauweise (Foto: C. Kreutzer)

Ich streife erst mal durch den Garten, laufe entlang einer langgestreckten Wasserfläche ans Ende des Grundstücks. In der Wasserfläche spiegelt sich eindrucksvoll der Haupttrakt mit seinem großen, quadratischen Fenster. Von hier aus lässt sich das Gebäude in seiner ganzen Breite am besten betrachten. Obwohl Spätherbst, vermitteln weiße, filigrane Geländer um Terrasse und Balkon sowie die Pergola auf dem Dach einen sommerlich-leichten Eindruck. Zusammen mit dem blauen Himmel und der tiefstehenden Sonne: perfekt!

Hausansicht von der Seite. Die horizontale Struktur von Ziegeln und Mörtel kommt besonders gut zur Geltung
In diesem Teil des Hauses sind die Küche und das Speisezimmer untergebracht. Für die Kinder gab es ein eigenes Speisezimmer (Foto: C. Kreutzer)
Ein paar Daten im Schnelldurchgang

Ende der 1920er Jahre musste für Paul Cavrois und seine neunköpfige Patchworkfamilie ein neues Haus her. Er muss nicht nur ein für diese Zeit fortschrittliches Familienverständnis gehabt haben, auch architektonisch gab er sich nicht mehr mit der althergebrachten Bauweise, namentlich Herrenhäuser und Cottages, zufrieden. So lehnte er den Entwurf eines Architekten für ein Haus im historisierenden Stil ab. In Robert Mallet-Stevens fand er einen Architekten, der ihm die heutige Villa Cavrois entwarf. 1932 bezog die Familie ihr neues Domizil; das Vergnügen, darin zu wohnen, war allerdings von eher kurzer Dauer. Wegen seiner Lage auf einer Anhöhe zogen 1940 deutsche Besatzer in das Haus ein; sie blieben bis 1944.

Von einer Empore blickt man hinab aufs Wohnzimmer. Auf dem Boden liegt ein Mosaik aus Teakholz. Schatten von den Fenstersprossen fällt auf den Boden. Links im Bild gibt es eine Vertiefung. Drei Stufen führen hinab zur Feuerstelle
Blick von der Empore hinab ins Wohnzimmer. Bei der Restaurierung orientierte man sich an den Originalfarben (Foto: C. Kreutzer)
Das Foto zeigt die Küche. Auf dem Boden liegen schwarze und weiße Fließen. Auf der linken Seite stehen hüfthohe Schränke, in der linken Wand ist ein Aufzug eingebaut. In der Mitte steht ein Tisch auf Rädern, daran stehen zwei Stühle. Durch das Fenster am Ende der Küche scheint die Sonne
Die Küche. Man kennt es: In „gut situierten Haushalten“ wurde das Essen in Aufzügen an den Tisch gebracht (Foto: C. Kreutzer)

Nach dem Krieg zog die Familie wieder ein, 1986, nach dem Tod von Lucie Cavrois, der Ehefrau Paul Cavrois, wurde das Haus zum Verkauf angeboten. 1987 wurde es zum Monument National erklärt, was aber nicht verhindern konnte, dass eine Immobilienfirma, mittlerweile Eigentümerin, es verfallen ließ. In seinen schlimmsten Zeiten wuchsen Birken aus den Fugen der Terrasse, die Ziegeln wurden grau und schäbig, und Plünderer trugen einen Teil der Möbel aus dem Haus. 2001 kaufte der französische Staat die Villa, und 2004 begangen die eindrucksvollen Restaurierungsarbeiten.

Das Foto zeigt eine Sammlung von Lichtschaltern mit deutlichen Altersspuren
Die Lichtschalter lassen erahnen, in welchen Zustand die Villa zwischenzeitlich verfallen war (Foto: C. Kreutzer)
Ein Gang in den Keller lohnt sich

Wurden früher höchst wahrscheinlich Einmachgläser und Vorräte im Keller gelagert, so sind es heute interessante Gegenstände aus Haushalt und Haustechnik. In tief in die Wände eingelassene Nischen sind zum Beispiel Lichtschalter ausgestellt oder ein mechanischer Staubsauger, alles mit einer dicken Schicht Patina überzogen. Das Haushaltsheft, in dem Lucie Cavrois von 1972 bis zwei Jahre vor ihrem Tod den Verbrauch von Heizöl festgehalten hat, lässt einige interessante Schlüsse auf sie zu.

Zurück im Zentrum
Im linken Teil steht ein historisches Gebäude. Die Fassade besteht fasst nur aus Fenstern. Die Giebel sind stark geschmückt. An der vorderen Ecke steht ein hoher Turm, der Belfried. Bei dem Gebäude handelt es sich um die Chambre de Commerce. Rechts im Bild ist ein altes Karussell
Auch das typisch flämisch: der Belfried. Ein meist schlanker, hoher Glockenturm, Teil des Gebäudes Chambre de Commerce (Foto: C. Kreutzer)

Jetzt ist die Innenstadt dran. Schon am Vorabend sind mir die unzähligen Boutiquen und Läden aufgefallen, ebenso hier und da gut erhaltene Jugendstilhäuser. Ich starte an der Alten Börse am Grand Place, die sich gut als Ausgangspunkt für einen Bummel eignet. Der Börse und einigen anderen Gebäuden am Platz und in den anliegenden Straßen ist die flämische Vergangenheit anzusehen: Die Fassaden sind mit Giebeln und Pilastern reichlich dekoriert, wenn auch nicht in dem überbordenden Maße wie am Grote Markt in Brüssel. Vielleicht ist es der flämische Einschlag, der Lille zu einer untypisch französischen Stadt macht. Vieles erinnert an Belgien. Dazu passt, dass eine Bäckerei auf der Rückseite der Alten Börse die belgische Spezialität Cramique verkauft, ein rustikales Hefegebäck mit Zucker und Rosinen.

In einem Schaufenster hängen vorhangartig schmale Streifen, die die Tricolore ergeben. Davor ist ein Ballettanzug drapiert. Ein junger Mann und eine junge Frau gehen an dem Geschäft vorbei
Lille ist unter Architekturgesichtspunkten eine eher untypische, französische Stadt. Die Tricolore muss trotzdem sein (Foto: C. Kreutzer)
Auf dem Foto ist eine Boutique nach Ladenschluss abgebildet. An der linken Wand sind Stangen zu sehen, an denen Hosen, Pullover, Blusen und Jacken hängen. Auf einer Ablage stehen ein paar Schuhe sowie Stiefel, daneben liegen Pullover. Auf dem Boden liegen Holzdielen. Rechts ist die Kasse
Eine der unzähligen Boutiquen (Foto: C. Kreutzer)
Über Kopfsteinpflaster zum Schaufensterbummel

Auf Kopfsteinpflaster laufe ich durch die Rue de la Clef, halte an jedem Schaufenster. Die Schaufenster sind oftmals spärlich dekoriert, wenn überhaupt, so wie das bei teuren und sehr teuren Geschäften üblich ist. In der Rue Saint Jacques betrete ich gleich die erste Boutique, See U soon, deren Klamotten erschwinglich sind und entscheide mich für einen Pullover, den die Verkäuferin mir in einem Stoffbeutel mitgibt. Zuvor versuche ich noch herauszufinden, ob er wohl flockt. Weil ich nicht weiß, was „flocken“ auf Französisch heißt, versuche ich es mit „Il fait des boules?“. Natürlich antwortet die Verkäuferin nicht „Ja, nach ein paar Mal tragen, fängt er an zu flocken“. Mir gefallen Pastellgrün und V-Ausschnitt nun aber so gut – ich entscheide mich fürs Risiko.

Auf Kopfsteinpflaster stehen übergroße Pflanzenkübel mit Bäumen drin. Die Kübel werfen lange Schatten. Auf der Straße sind viele Menschen unterwegs
Gehören in vielen französischen Städten dazu: übergroße Blumenkübel. Entweder die Bepflanzung sorgt mächtig für Farbe oder die Kübel selbst. In Lille sind es die Kübel (Foto: C. Kreutzer)

Es ist Freitagnachmittag und das klare Herbstwetter lockt wohl viele Leute auf die Straße. Am Place de Louise de Bettignies verschnaufe ich für eine kurze Zeit und folge anschließend dem bewährten Prinzip, in fremden Städten immer „der Nase nach“ zu laufen. Vorbei an riesigen roten Blumenkübeln entdecke ich die Rue de Gand. Ein Volltreffer. Rechts und links reihen sich urige Kneipen aneinander, sogenannte „Estaminets“ – jede ein Unikat. Ich halte nach einem Lokal für das Abendessen Ausschau.

Auf den Bürgersteigen rechts und links stehen Tische und Stühle. Die Schaufenster des vorderen Ladens sehen einladend aus. Sie sind mit Holzrahmen eingefasst und in vornehm-blassen Farben gestrichen
Wenn es in Lille so etwas wie ein Kneipenviertel gibt, dann gehört die Rue de Gand dazu (Foto: C. Kreutzer)
Die Fensterscheibe einer Kneipe sind mit Aufklebern mit Auszeichnungen übersät
Aufkleber mit Auszeichnungen auf dem Schaufenster der Kneipe Rijsel dürften für schummriges Licht sorgen – so wie es sich für eine Kneipe gehört (Foto: C. Kreutzer)
Ein Haus mit einer alten Fassade steht neben einem modernen Haus, das die Gliederung des alten Hauses auf gelungene Art und Weise adaptiert hat
Alt und neu in Harmonie nebeneinander (Foto: C. Kreutzer)
Lange Schlangen gehören zum Stadtbild

Auf der Rue de la Monnaie stehen Menschen vor einer Konditorei Schlange. In den Auslagen stehen ausschließlich Cremetörtchen, braune, weiße, rosafarbene, alle, soweit ich sehe, von Schokoladensplittern umhüllt. Eine Kundin lässt sich gleich sechs davon einpacken. Schlange-Stehen scheint in Lille dazu zu gehören und das nicht unbedingt nur wegen der Abstandsregeln. Die Menschen stellen sich an vor Crêpes- und Pommesverkaufstellen, Spirituosenläden, ja selbst vor Luxusboutiquen wie Hermès und Louis Vuitton. Dabei machen sie einen entspannten Eindruck, von Drängelei keine Spur.

Eine Menschenschlange steht vor einem Eckgeschäft an. Es handelt sich um eine Konditorei. Auf dem Bürgersteig vor der Konditorei stehen runde Tische und Stühle
Schlange stehen vor der Konditorei Merveilleux (Fotos: C. Kreutzer)
Viel Kunst bei Badelärm

Für heute steht noch das Museum La Piscine – Musée d’Art et d’Industrie auf dem Programm. Mit der U-Bahn fahre ich etwas weiter hinaus. Wie im Musée de Beaux Arts, das ich am Vortag besucht habe, herrscht auch hier großer Besucherandrang.

Gleich am Anfang hängt auch schon ein Blickfang: Das vierteilige Gemälde „Adam“ von Bruno Desplanques, das zwei nackte, junge Männer zeigt. Mich fasziniert die Maltechnik, die dicke, pastöse Ölfarbe wirkt wie auf die Leinwand drauf geworfen, das Gegenteil von fein säuberlich aufgetragen. Für mich ein Wunder, dass aus den Farbklecksen und -flächen menschliche Körperformen hervorgehen.

Das Foto zeigt ein vierteiliges Gemälde. Alle Teile sind gleich groß. Auf den Bildern rechts und links außen ist jeweils ein nackter, junger Mann zu sehen. Das Bild ist in grober Maltechnik gemalt. Die Farbe ist ungleichmäßig dick aufgetragen.
Das vierteilige Gemälde Adam des Malers Bruno Desplanques (Foto: C. Kreutzer)

In den Umkleidekabinen im Erdgeschoss hängen Bilder oder stehen Vasen und andere Gegenstände. Ich sehe mir gerade eine Umkleidekabine an, als für ein paar Sekunden Kindergeschrei – Badelärm vom Band – ertönt. Das laute Geschrei erinnert daran, dass ich mich in einem ehemaligen Schwimmbad befinde. Dass es sich um ein Jugendstil-Schwimmbad handelt, macht es zu etwas Besonderem. Um das ehemalige Becken stehen Statuen. Entlang einer Wand sind alle Sonderausstellungen aufgeführt, die es in der zwanzigjährigen Geschichte des Museums gegeben hat. So zum Beispiel Werke von Robert de Niro Sr., der Vater des gleichnamigen Schauspielers, der Maler war.

Blick hinein in eine Jugendstil-Schwimmhalle. Um das ehemalige Schwimmbad herum stehen Marmorstatuen. In den ehemaligen Umkleiden stehen Exponate. Die Decke ist gewölbt. Beim großen Fenster am Hallenende handelt es sich um ein Mosaik, das eine idealisierte Sonne zeigt. Vor einigen Marmorstatuen stehen Besucher
Das Schwimmbecken ist nur noch eine Handbreit tief (Foto: C. Kreutzer)
Auf einer Mauer sitzt eine nackte, junge Frau. Den Kopf hat sie leicht gegen die Hand gebeugt. In ihrer rechten Hand ist ein Teil eines Bogens zu sehen
Gipsfigur aus dem Jahr 1925. Sie stellt die Jägerin Diana dar (Foto: C. Kreutzer)

Wer das La Piscine besucht, sollte Zeit mitbringen. Und Aufnahmefähigkeit. Die Anzahl der Exponate ist enorm. Neben der Schwimmhalle gibt es ein weiteres Gebäude um einen Innenhof herum. Die Gemälde hängen in kleinen Kammern. Jede Kammer widmet sich einem Thema, zum Beispiel „Die Eleganz der Linie“, Orientalismus, Kindheit oder stellt die Werke örtlicher Maler aus. Für meinen Geschmack sind viele interessante Gemälde dabei. Ebenso wie im Musée des Beaux Arts wird viel Kunst fürs Eintrittsgeld geboten. Da aber die Gemälde als Salonhängung, also in mehreren Reihen übereinander gehängt sind, fällt es schwer, mich auf interessante Werke richtig zu konzentrieren. Dennoch: Wenn ich noch einmal nach Lille komme – und das habe ich vor – ist ein Besuch des La Piscine wieder dabei.

Vorbei das schöne Wetter

An den nächsten beiden Tagen ist das schöne Wetter vorbei. Am Samstag nieselt es bis auf kurze Unterbrechungen von morgens bis abends. Die Stadt füllt sich wieder wie tags zuvor, Nässe und Kälte halten die Menschen offensichtlich nicht davon ab, einzukaufen. Mich zieht es in den Park um die Zitadelle, wo es nun richtig schmuddelig-herbstlich ist. Ziemlich viele Menschen drehen dennoch tapfer ihre Runden und joggen unter den Bäumen her.

Kleine Kinder fahren hintereinander auf ihren Fahrrädern über eine nasse Straße. Auf der Straße liegen viele Blätter. Rechts und links entlang der Straße stehen Bäume. Die Straße befindet sich in einem Park. Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren
Der Parc de la Citadell, der von der Innenstadt durch den Fluss Deûle getrennt wird, ist ein perfektes Naherholungsgebiet, was wahrscheinlich auch schon die Kleinsten zu schätzen wissen (Fotos: C. Kreutzer)

Ich ziehe eine große Runde durch den Park und nehme Kurs auf die Rue Princesse, in der das Geburtshaus von Charles de Gaulle steht. Am Sonntag bin ich früh unterwegs, zunächst zu einem der beiden sonntäglichen Wochenmärkte, und anschließend nehme ich Metro und Bus zum Museum LaM – Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art bru, dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst und der Kunst der Stilrichtung Brutalismus. Die Ausstellungsräume sind freundlich. Es sind auch nur wenige Besucher da. Ausgerechnet in der Brutalismus-Abteilung wird die neue Ausstellung vorbereitet, weswegen sie vorübergehend geschlossen bleibt. Schade, hauptsächlich bin ich für diese Abteilung gekommen. Ich hätte gerne mehr über die Kunstrichtung erfahren, für die ich bisher wenig Verständnis habe. Nach dem Museum laufe ich durch den Skulpturen-Park. Ich denke über Lille nach. Ich mag die Stadt. Einfach sein Ding machen, ohne großes Aufheben – das gefällt mir.

Wer mehr lesen möchte …
Lille bildet zusammen mit Tourcoing und Roubaix den Ballungsraum Métropole Européenne de Lille. Der Bau des modernen Büro-, Kongress- und Einkaufszentrums Euralille zwischen dem Fernverkehrsbahnhof Gare Lille Europe und dem Regionalbahnhof Gare Lille Flandres hat die Stellung des Raumes als Wirtschaftsmetropole gestärkt.

Ein Blick über den Tellerrand
Kulturelle Großereignisse wie das Jahr als Europäische Kulturhauptstadt hinterlassen oftmals positive Effekte. Die Bewerbung um den Titel erfordert zwar einerseits einen enormen Planungsaufwand und verursacht Kosten. Andererseits kann der Titel der Stadt jede Menge Schwung bescheren. Internationale Aufmerksamkeit sowieso. Es kommt auf Stadtverwaltung, Politik und Stadtgesellschaft an, diese Energie dauerhaft zu nutzen. Für Lille hat eine Studie der Universität Lille die Langzeitwirkung untersucht. Nach 2004 hat die Stadt das kulturelle Leben auf einem hohen Niveau gehalten: Unter dem Motto Lille3000 organisiert die Stadt seit 2006 Kunstereignisse und -reihen. Am 14. Mai 2022 startet eine neue Ausgabe. Motto: Die Natur und die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt. Auch die örtliche Designszene erfuhr nach 2020 viel Auftrieb.


Transparenzhinweis:
Ich finanziere meine Reisen selbst. Für Empfehlungen erwarte und erhalte ich keine Gegenleistung. Ausnahmen kennzeichne ich.


Tipps & Links
Anreise
NO 1: Von Brüssel (Gard du Midi) ist Lille (Gare Lille Europe) innerhalb einer halben Stunde mit dem Zug zu erreichen.

Apps & Infomaterial
NO 2: Die App MEL bietet Übersichten über Metro-, Tram-, Bus- und Fahrradstationen. Veranstaltungshinweise unter Agenda. Im Appstore melcome eingeben.

NO 3: Die Touristeninformation befindet sich im Palace Rihour, Place Rihour.

NO 4: Offizielle Website der Touristeninformation, auf Französich, Englisch und Niederländisch. Wer auf den Menüpunkt Je découvre, dann Je visite klickt, erhält einen guten Überblick über Stadtführungen, inklusive thematischer Führungen.

NO 5: Die wichtigsten Gebäude und Sehenswürdigkeiten in der Altstadt und vieles mehr führt die Broschüre Le Guide auf, in Französisch, Englisch, Niederländisch, 116 Seiten. Hinweis: Stand der Broschüre ist 2020/21. Die jeweils neuesten Ausgaben gibt es unter Lilletourism. Weitere Broschüren hält die Touristeninformation im Palace Rihour bereit (siehe Tipp NO 2).

Aktiv unterwegs
NO 6: Wer Museen besuchen möchte, dem empfehle ich den City-Pass, den es für 24, 48 und 72 Stunden gibt. Viele Eintritte frei, außerdem die Benutzung von Bus, Metro und Tram. Der 72-Stunden-Pass enthält eine Zugfahrkarte für die Region Hauts-de-France, gültig für 24 Stunden. Zu kaufen in der Touristeninformation (siehe Tipp NO 2).

NO 7: Der Flyer Lille zu Fuß hält drei Touren zwischen 25 Minuten und einer Stunde bereit. Kleine Fotos informieren, welche Sehenswürdigkeiten auf der Strecke liegen.

NO 8: Die Villa Cavrois liegt in Roubaix, einer Gemeinde im Ballungsraum Métropole Européenne de Lille. Mit der Tram R (grüne Linie) Richtung Roubaix Eurotéléport bis Haltestelle Villa Cavrois. Einmal ausgestiegen, am besten über die Rue d’Hem gehen. Nimmt man die Av. Fraincois Roussel (Privatstraße), so kann es passieren, dass das Tor an ihrem Ende geschlossen ist.

NO 9: Museum La Piscine – Musée d’Art et d’Industrie. Das Museum liegt ebenfalls in Roubaix. Mit der Metro-Linie 2 Richtung C.H. Dron bis zur Haltestelle Gare Jean Lebas.

NO 10: Museum LaM – Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut. Mit der Metro-Linie 1 Richtung 4 Cantons bis Pont de Bois, anschließend mit Bus-Linie 6 bis LAM.

NO 11: Das Museum Palais des Beaux Arts befindet sich im Zentrum von Lille.

Essen & trinken
NO 12: Konditorei Aux Merveilleux. Wer sich traut, die Cremetörtchen zu probieren, die ich in der Reportage erwähnt habe: In der Rue de la Monnaie 67 befindet sich die Innenstadt-Filiale, im Bahnhof Lille Flandres gibt es eine weitere. In der Filiale in der Rue Léon Gambetta 336 konnte ich durch das Schaufenster bei der handwerklichen Entstehung zusehen. Auf der Website heißt es, der Schöpfer der Süßigkeit, der Konditor Frédéric Vaucamps, habe ihnen eine Leichtigkeit verliehen. Sie bestehen aus Baiser, Sahne, wahlweise aus Mandel-Nusss- oder Schokoladensplitter. Monsieur Vaucamps und meine Auffassung von Leichtigkeit unterscheidet sich höchst wahrscheinlich.

ÖPNV
NO 13: In Lille gibt es zwei Metrolinien. Zwei Tramlinien führen aus Lille hinaus zu den Gemeinden aus dem Metropolenverbund. In der Touristeninformation gibt es die jeweiligen Pläne mit der Übersicht über das Streckennetz und die Fahrfrequenz für die Hosentasche. Alle vier Linien halten jeweils in den Bahnhöfen Lille Europe und Lille Flandre


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