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Vor allem vielseitig: Saintes im Westen Frankreichs

Wer die Stadt zum ersten Mal bereist, hat viel zu erkunden: Eine gemütliche Altstadt, ein Amphitheater, die Ufer der Charente. Die Abtei Abbaye aux Dames bietet gleich mehrere musikalische Überraschungen

Der Nachmittagsverkehr staut sich etwas auf der Straße Cours Lemercier, einer Einfallstraße von Saintes. Ich staune, denn selten ist die Straße, die von der Autobahn direkt in die Stadt führt, so schön: Auf beiden Seiten stehen stattliche Häuser, es gibt Boutiquen und Schuhgeschäfte, und vor Bistros und Cafés sitzen Leute in der Herbstsonne. Während ich Stop-and-go fahre, bin ich dankbar für die Platanen, die angenehmen Schatten spenden, denn die Temperaturen sind noch immer sommerlich.

Atlantik in der Nähe

Saintes liegt in der Region Nouvelle-Aquitaine im Westen Frankreichs. Bordeaux liegt anderthalb Stunden Fahrt mit dem Auto weiter südlich, bis zum Atlantik sind es 60 Kilometer. Saintes ist meine Zwischenstation auf dem Weg in den Süden. Ich kannte die Stadt vorher nicht, doch jetzt, mit den frischen Eindrücken, will ich so schnell wie möglich einchecken und mich zu einem Stadtbummel aufmachen.

Auf der anderen Seite der Charente, einem breiten Fluss, steuere ich die ehemalige Abtei Abbaye aux Dames an. Sie wurde 1047 von Benediktinerinnen gegründet. Heute übernachten Touristen in den Zellen, in denen früher die Nonnen schliefen.

Im Vordergrund ist ein Bogendurchgang, über den man das Gelände der Abtei Abbaye aux Dames betritt. Im Hintergrund erstreckt sich ein weitläufiger Platz. Links erscheint die romanische Fassade einer Kirche, rechts ein zweigeschossiges Gebäude, in dem der Empfang untergebracht ist. Ganz am Ende stehen Bäume in einer Reihe und dahinter die Fassade des Schlaftracktes
Einer von mehreren Eingängen zur Abtei Abbaye aux Dames in Saintes (Foto: C. Kreutzer)

Ich habe nicht reserviert und versuche mein Glück. Zunächst laufe ich um die Abtei herum, erkundige mich mit meinem rudimentären Französisch nach der Rezeption und betrete schließlich den Innenhof, der mich ein weiteres Mal staunen lässt.

Auf dem Foto ist ein Ausschnitt des Geländes der Abtei Abbaye des Dames abgebildet. Rechts steht die Kirche, deren obere Fassade von der Sonne angestrahlt wird. Links ragt ein anderes Gebäude in das Bild, die Sichtachse verläuft von unten nach oben. Am Ende des Geländes ist ein weiterer Gebäudeteil zu sehen
Viel zu entdecken gibt es auf dem verwinkelten Gelände der Abbaye des Dames (Foto: C. Kreutzer)
Die Hauptfassade der Abbaye des Dames ist in sechs romanischen Bögen gegliedert, drei pro Etage. Der mittlere ist jeweils am größten. Eine Gruppe von Besuchern steht vor der Kirche. Der Himmel ist wolkenlos
Romanische Hauptfassade der Abbaye des Dames (Foto: C. Kreutzer)
Musik hat der Abtei neues Leben eingehaucht: die Cité musicale

Auf dem weitläufigen Gelände stehen mehrere Gebäude, alle aus hellen, großen Steinquadern gebaut. Unter der Sonne erstrahlen sie nahezu in Weiß, sogar der unbefestigte Boden, und in der Mitte steht ein merkwürdiges Gebilde aus silbernem Metall, das ein bisschen wie ein Kiefernzapfen aussieht. Die unteren Elemente sind hochgeklappt, aus dem Inneren erklingen Töne und im schattigen Halbdunkel bewegen sich Menschen.

Das Foto zeigt ein Gebäude mit Arkaden. Unter den Arkaden stehen runde Tische und Stühle. In dem Gebäude ist die Rezeption der Abtei untergebracht
Harmonie in Beige. In diesem Gebäude ist die Rezeption der Abtei untergebracht (Foto: C. Kreutzer)

Ich habe Glück und bekomme ein geräumiges Familienzimmer zugewiesen. Wände und Deckengewölbe sind unverputzt, kräftig rote Bettdecken und Vorhänge bilden einen lebhaften Kontrast zum Beige der Mauern. Obwohl das Deckengewölbe sehr hoch ist, wirkt das Zimmer gemütlich, und ich freue mich schon aufs Lesen. Über einem Holzständer hängen weiße Handtücher und Fußmatten aus Frottee, in einem Fach liegen Bademäntel und eingeschweißte Badeschläppchen, denn die Duschen und Toiletten sind auf dem Gang untergebracht – so wie zu Zeiten der Benediktinerinnen. Später stelle ich fest, dass einige Zimmer auch mit eigenen Badezimmern ausgestattet sind.

Ein Treppenaufgang im Schlaftrakt der Abbaye aux Dames. Auf dem Treppenabsatz scheint hell die Sonne. Die Decke des Treppenabsatzes hat die Form eines Gewölbes
Treppenaufgang im Schlaftrakt der Abbaye aux Dames (Foto: C. Kreutzer)
Das Foto zeigt einen langen Gang, von dem rechts und links Türen abgehen. Es handelt sich um ehemalige Zellen der Benediktinerinnen. Einige Zimmer verfügen über ein eigenes Bad
Rechts und links des Ganges liegen die ehemaligen Zellen der Benediktinerinnen (Foto: C. Kreutzer)
Mit Musik experimentieren

Zurück auf dem Platz bin ich hin und her gerissen. In dieses komische Ding steigen, dem Carrousel Musical, dem Musikkarussell, wie ich später erfahre, wäre schön oder es zumindest mal von außen beobachten, auch das Klostergelände genauer erkunden, mit einem Audioguide vielleicht sogar, der mir an der Rezeption angeboten wurde und überhaupt: Die vielen Eindrücke, die ich in der knappen Stunde, seitdem ich in Saintes bin, sacken lassen – wie wär das? In meinem Hinterkopf quengelt immer noch die Vorstellung, über die Hauptstraße zu laufen und durch die Gassen, die davon abzweigen. Ich entscheide mich, das Abteigelände im Schnelldurchgang zu erkundigen, die romanische Hauptfassade des Kirchengebäudes und den lauschigen Platz unter Platanen und heute Abend kommt dann der Rest.

Auf dem Gelände der Abbaye aux Dames steht das „Carrousel Musical“, ein begehbares Musikkarussell. Im Inneren kann man Instrumente ausprobieren
Das Musikkarussell in Betrieb. Eine Gelegenheit zum Experimentieren mit Instrumenten und Klängen, die man nicht verstreichen lassen sollte, denn es ist nicht immer den ganzen Tag in Betrieb (Foto: C. Kreutzer)
Im Vordergrund stehen Bäume mit kugelrunden Baumkronen in zwei Reihen. Im Hintergrund steht die Kirche Abbaye aux Dames. Der Turm der Abtei hat die Form eines Tannenzapfens
Nur von außerhalb des Abteigeländes richtig sichtbar: Der Turm der Abbaye aux Dames weist die Form eines Tannenzapfens auf (Foto: C. Kreutzer)
Auf dem Foto präsentiert sich das Abteigelände von oben aus betrachtet, u.a. das Musikkarussell und die Rezeption. In den Boden sind Einlassungen geschaffen, die ausreichend Sitzgelegenheiten schaffen. Im Hintergrund erscheint die Kathedrale von Saintes
Der Clou: Einlassungen im Boden schaffen ausreichend Sitzgelegenheiten. Im Hintergrund ist die Kathedrale von Saintes zu sehen (Foto: C. Kreutzer)

Cité musicale 1972 befand sich die Abtei in einem schlechten baulichen Zustand, als die Idee geboren wurde, sie zur Stätte des Festival de Musique Ancienne, eines Festivals für Alte Musik zu machen. Das hat der Abtei einen regelrechten Schub verpasst, denn in den Folgejahren wurde sie grundlegend restauriert. Dieses Jahr konnte das 50. Jubiläum gefeiert werden. Die Daten für das Festival 2022 stehen auch schon fest: 16. bis 23. Juli 2022. Die musikalischen Aktivitäten werden heute in der sogenannten Cité musicale gebündelt. Das ganze Jahr über bietet sie sogenannte Acoustic Journeys an, auf denen man mit Audioguide zu zwölf Punkten durch die Gebäude und über das Gelände geführt wird – teilweise musikalisch in 3D-Akustik. Etwas Besonderes müssen die Acoustic Siestas sein: In Liegestühlen lauscht man, ebenfalls in 3D-Akustik, musikalischen Stücken, die auf Festivals der Abtei aufgeführt wurden. Zur Auswahl stehen zurzeit unter anderem Werke von Beethoven, Onslow, Monteverdi, Benevolo, Händel und Bach. Und schließlich das Carrousel Musical, in dem man mit verschiedenen Instrumenten experimentieren kann, während es sich dreht. Am Ende einer Fahrt werden alle Töne zu einem Ganzen zusammengefügt. Das Musikkarussell ist das erste seiner Art und dürfte besonders Menschen begeistern, die wenig oder keinen Kontakt zu Musik haben. Eindrücke und mehr Informationen unter Tipps & Links


Die Charente – breit und ruhig
Das Foto zeigt den sogenannten Germanicusbogen aus der Römerzeit. Er besteht aus zwei schmaleren Bögen. Einst stand er vor der Brücke über die Charente und wurde im Laufe der Zeit um einige Meter versetzt
Der Germanicusbogen aus der Römerzeit. Einst stand er vor der Brücke über die Charente, wurde im Laufe der Zeit um einige Meter versetzt (Foto: C. Kreutzer)
Am Ufer der Charente stehen bunte, überdimensionierte Pflanzkübel, die mit kleinen Bäumchen bepflanzt sind. Dazwischen stehen Holzliegen. Wer sich auf eine der Liegen am Ufer der Charente legt, kann sich bei gutem Wetter in der Nachmittagssonne sonnen
Wer sich auf eine der Liegen am Ufer der Charente legt, kann sich bei gutem Wetter in der Nachmittagssonne sonnen (Foto: C. Kreutzer)
Das Foto zeigt die Charente und das Ufer auf der Seite der Abtei. Auf einem Gehweg gehen Spaziergänger. Die Charente fließt weiter nordwärts und mündet bei Rochefort in den Atlantik
Blick auf die Kathedrale (Foto: C. Kreutzer)

Die Charente teilt die Stadt auf angenehme Weise, sie fließt breit und ruhig. Vom Kloster laufe ich in wenigen Minuten direkt auf sie zu, komme vorbei am römischen Germanicusbogen aus den Jahren 18 und 19 nach Christus. Neben dem Bogen hat die Stadt übergroße, bunte Pflanzenkübel aufgestellt; dazwischen stehen Holzliegen, die zum Fluss und damit zur Nachmittagssonne ausgerichtet sind. Eine junge Pilgerin hat es vorgezogen, sich auf der Wiese daneben auszustrecken. Ihren Rucksack mit Jakobsmuschel hat sie neben sich gestellt; sie scheint in Tiefschlaf versunken zu sein.

Vornehm stöbern im La Fayette

Auf der anderen Fluss-Seite, gleich an der Brücke, am Beginn der Innenstadt, steht das Kaufhaus La Fayette, Frankreichs exklusive Kaufhauskette. In Paris gilt es als einer der vielen Anziehungspunkte der Stadt. In Saintes ist es natürlich ein paar Nummern kleiner, aber Taschen, Schals und Lederhandschuhe im Erdgeschoss, die nicht nur angeboten, vielmehr präsentiert werden, verbreiten das gleiche Flair wie die große Schwester in Paris.

Auf dem Foto ist eine Fußgängerzone abgebildet, die Rue Alsace-Lorraine
Die Rue Alsace-Lorraine. Zwischen wenigen Ketten mischen sich überwiegend unabhängige Boutiquen (Foto: C. Kreutzer)
Auf einer Straßenecke stehen vor einem Café Tische. Cafés und Bistros sind vor allem bei jungen Leuten beliebt
Cafés und Bistros sind vor allem bei jungen Leuten beliebt (Foto: C. Kreutzer)
In einer Gasse sind vor Restaurants Tische aufgestellt, an denen viele Menschen sitzen
Einen Platz zum Essen zu finden, fällt nicht schwer (Foto: C. Kreutzer)

Endlich in der Innenstadt! Das Geschäftszentrum von Saintes erstreckt sich über mehrere Straßen zwischen der Hauptstraße und der Kathedrale. PKWs sind nicht erlaubt, so dass es sich auf ihnen ungestört bummeln lässt. Ich fange mit der größten, der Rue Alsace-Lorraine, an. Ketten finden sich, wenn überhaupt, nur hier. Auf ihr reihen sich Herren- und Damenboutiquen und andere kleine Läden aneinander, dazwischen hier und da ein Café, Bistro und Restaurant.

Am Ende der Fußgängerzone erscheint der Turm der Kathedrale. Er hebt sich kaum von den Fassaden der Fußgängerzone ab. Die Sonne scheint auf den Turm und einen Teil der Fassaden
Hebt sich aus dieser Perspektive kaum von der restlichen Bebauung ab: der Turm der Kathedrale (Foto: C. Kreutzer)

Ich stöbere in einigen Boutiquen herum, begutachte die Auslagen eines Spieleladens und verlasse zwischendurch immer mal wieder die Geschäftsstraßen, hinein in ruhige Wohnstraßen, auf denen kaum ein Mensch unterwegs ist.

Auf dem Bild sind zwei hohe, schmale Sprossenfenster. Alle vier Fensterflügel sind leicht geöffent. Von den Fenstern hängen mehrere bunte Lichterketten runter. Von Außen sind jeweils rechts und links Holzläden angebracht. An einigen Hängen Schiefertafeln und sind Aufkleber angebracht. Vor der Mauer stehen zwei runde Tische mit jeweils zwei Stühlen dran. Über dem Bild spannt sich ein heller Sonnenschirm
In einer Seitenstraße (Foto: C. Kreutzer)
Die Kathedrale, die mit bisherigen Sehgewohnheiten bricht

Auf dem Place Saint-Pierre steht die Kathedrale. Ihre Fassade ist im Laufe der Zeit ziemlich ergraut, doch was noch mehr ins Auge springt, ist ihr Turm. Seine außergewöhnliche Form widerspricht allen bisherigen Sehgewohnheiten: Nach unten wird er immer breiter und wirkt dadurch irgendwie trutzig. Seine Fassade ist in zwei Teile geteilt. Sind in der oberen Hälfte Fenster und kleine Türme angebracht, ist die untere Hälfte einfach glatt. Ich versuche eine ganze Weile, der Kathedrale etwas abzugewinnen.

Am Ende einer Kopfsteinstraße steht die Kathedrale. Ihr Turm hat eine eigentümliche Form, ist er unten breiter als oben
Die Kathedrale überrascht durch ihre eher eigentümliche Form (Foto: C. Kreutzer)
Xanten ist seit 2003 Partnerstadt

Etwas außerhalb der Innenstadt liegt in fußläufiger Entfernung das römische Amphitheater. Von der Straße aus könnte man es glatt übersehen, denn teilweise versperren Bäume die Sicht und Gras wuchert über weite Teile der Steine.

In einem Geländekessel stehen Mauerreste des römischen Amphitheaters. Gras hat viele Teile überwuchert. Die Gänge zur Arena sind dennoch deutlich zu erkennen. Bäume umgeben das Gelände
Springt beim flüchtigen Vorbeigehen nicht unbedingt direkt ins Auge: die überwachsenen Reste des römischen Amphitheaters (Foto: C. Kreutzer)
Gut erhalten sind die Gänge, durch die die Gladiatoren die Anlage betraten, wenn man bedenkt, dass das Amphitheater ab dem Mittelalter als Steinbruch genutzt wurde. Im Hintergrund erhebt sich im wahrsten Sinne des Wortes die Kirche Saint-Eutrope
Gut erhalten sind die Gänge, durch die die Gladiatoren die Anlage betraten, wenn man bedenkt, dass das Amphitheater ab dem Mittelalter als Steinbruch genutzt wurde. Im Hintergrund: die Kirche Saint-Eutrope (Foto: C. Kreutzer)
Das Foto zeigt die Arena im Ganzen von oben. Sie hat einen ovalen Grundriss. In regelmäßigen Abständen ragen die Mauern der Treppenaufgänge über die grasbewachsenen Ränge. Die Baumeister nutzen geschickt eine natürliche Senke im Gelände. Beim Bau der Ränge blieb ihnen dadurch viel Arbeit erspart
Die Baumeister nutzen geschickt eine natürliche Senke im Gelände. Beim Bau der Ränge blieb ihnen dadurch einiges an Arbeit erspart (Foto: C. Kreutzer)

Mich überrascht der Eintrittspreis von nur vier Euro. Es bleibt noch eine Stunde, bis das Amphitheater schließt. Zeit genug, mich umzusehen, und zum Beispiel die Arena durch den gleichen Gang zu betreten, durch den die Gladiatoren vor fast 2000 Jahren einmarschierten. Sie hat die Form einer Ellipse. Mit ihren 126 Metern Länge und 102 Metern Breite wirkt sie stattlich, ebenso die hohen Bögen an ihrem Kopfende, die noch gut zu erkennen sind. In der Arena wurden Gladiatorenkämpfe ausgetragen und Tierjagden veranstaltet.

Das Foto ist aus dem Inneren der Arena aufgenommen worden und zeigt die verbliebenen Mauerreste der Gänge
Die Arena von Innen betrachtet (Foto: C. Kreutzer)
Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus dem Amphitheater, nämlich den Gang von oben/außen nach unten/innen. Gräser, Blütenpflanzen, Moose und Flechten haben die Anlage in Besitz genommen. Für Pflanzenkundige dürfte interessant sein, einmal genauer hinzugucken
Gräser, Blütenpflanzen, Moose und Flechten haben die Anlage in Besitz genommen. Für Pflanzenkundige dürfte interessant sein, einmal genauer hinzusehen (Foto: C. Kreutzer)

Angesichts der römischen Vergangenheit, die Saintes mit Xanten, der Stadt am Niederrhein teilt, wundert es nicht, dass sie 2003 eine Städtepartnerschaft eingegangen sind.

Den Tag an den Ufern der Charente ausklingen lassen

Ein Lokal zum Abendessen zu finden, ist leicht in Saintes – natürlich in der Innenstadt, aber auch außerhalb lohnt es sich Ausschau zu halten. Auf dem Weg zurück zur Abtei laufe ich in der Abendsonne an der Charente entlang, auf der vereinzelt Ruderer unterwegs sind.

Das Foto zeigt das Ufer der Charente. Sonne und Bäume werfen lange Schatten auf den Fußweg und die Böschung. Ein Ruderer ist in seinem Boot unterwegs. Die Charente fließt zunächst Richtung Norden, bevor sie nach Westen umschwenkt, wo sie bei Rochefort in den Atlantik mündet
Die untergehende Sonne wirft lange Schatten (Foto: C. Kreutzer)

Es beginnt zu dämmern, als ich zurück zur Abtei komme und mich noch ein bisschen draußen hinsetze. Ich finde den Platz mit den vielen Gebäuden, den dezenten Fassaden, dem Musikkarussell fantastisch, genauso aber wie mein Zimmer, zudem wartet ein gutes Buch, ich bin wieder mal hin und her gerissen. Eine Gruppe von Leuten unterhält sich noch ausgelassen, als mich eine Französin anspricht. Ich radebreche etwas Französisch und schließlich lädt sie mich ein, sie zu einem Treffen mit einer Freundin zu begleiten. Nett, der Gedanke, aber ich schlage ihre Einladung aus. Ich entscheide mich, in der Abtei zu bleiben – ein schöner Ort.

Auf dem Bild ist eine Straßenszene abgebildet. Links im Bild sieht man ein Schild mit der Aufschrift „Le Mariguy. Bar – Tabac – Presse“. Es gehört zu einem Café, in das Bild ragt unten links eine Stuhllehne, eingefasst ist sie von Holzlatten. Unter dem Schild steht eine Grünpflanze und eine vertrocknete Pflanze. Auf der rechten Seite sieht man eine Kirche mit einem Parkplatz davor. Der Parkplatz ist von einer niedrigen grünen Hecke eingefasst, in das Bild ragt ein großer Baum hinein
Straßencafé vor der Abtei (Foto: C. Kreutzer)

Wer mehr lesen möchte …
Saintes eignet sich als Ausgangspunkt in die Umgebung. Am Atlantik liegt auf der Spitze der Île d’Oléron der Ort Saint-Trojan-Les-Bains. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gilt er als Badeort, was sich heute noch in den Häusern entlang der Küste widerspiegelt. Der Hafen ist Teil des sogenannten Becken von Marennes, das im Zeichen der Austernzucht steht. Schon entlang der Straße vor der Insel stehen Stände und Buden, die Austern verkaufen. Eindrücke siehe Fotokarussell.
Im Osten liegt Cognac, nur 25 Kilometer entfernt. Das Schönste an Cognac ist die Umgebung mit vielen Weinanbauflächen. Es hat nicht den Charme wie Saintes, aber die vielen Cognac-Keller vermögen den ein oder anderen zu beeindrucken.

  • Der Ort Saint-Trojan-les-Bains besteht aus kleinen, weiß gestrichenen Häusern mit Dächern aus Tonziegel. Sie geben ein harmonisches Bild vor einem dunklen Wald aus Seekiefer und Steineiche. Vor dem Ort wächst verwelktes Gras, am Himmel zeigen sich zarte Wolken
  • Kleine Boote, zum Teil mit Masten, liegen im Chenal de la Fontaine auf Sand, weil der Wasserstand niedrig ist. Links sind Spundwände zu sehen, an denen einige Leitern befestigt sind. Am linken Ufer sind eingeschossige, bunte Häuschen, sogenannte Austernhäuser, zu sehen
  • Vor einer Austernhütte stehen fünf Stapel mit leeren Austernkörben. Zwischen den Stapeln wachsen vertrocknete Stockrosen
  • Rechterhand der kleinen Straße entlang des Hafens stehen bunte Austernhäuser. Eine Gruppe von Frauen kommt auf den Betrachter zu. Im Hintergrund befindet sich der Staatsforst der Île d‘Oléron
  • Rechts und links einer kleinen Asphaltstraße stehen bunte Austernhäuser. Vor ihnen stehen Schilder mit „Expo“ drauf. Es handelt sich um Galerien von Hobbykünstlern
  • Im Austernbecken von Marennes-Oléron herrscht Ebbe. Auf dem trockengefallenen Sand schlängelt sich eine kleine Gewässerrinne. Davor ist ein dunkler Wall aus groben Steinen aufgeschüttet, der auf die Gewässerrinne zuführt. Auf dem Sand befinden sich Flächen von dunklen Meeresalgen. Ein Mann geht in der Wasserrinne
  • Im Vordergrund liegt trocken gefallener Strand. Vier Menschen bücken sich. Einer hat einen langen Stab in der Hand. Im Hintergrund ist seichtes Wasser zu sehen, aus dem hier und da Stäbe herausgehen. Ganz hinten liegt das Festland.
  • Im vorderen Teil des Bildes ist Wildnis zu sehen: Grasvegetation und ein verschlungenes Gewässer. Im Hintergrund zeichnen sich Häuser an der Promenade ab. Auf der Promenade spazieren Leute
  • Große Teile des Bildes werden von trocken gefallenem Meeresboden eingenommen. Auf ihm wachsen stellenweise Algenteppiche, an anderen Stellen sind kleine Häufchen dunklen organischen Materials zu sehen. In der Bildmitte befindet sich ein schmaler Streifen mit Häusern und hohen Bäumen. Davor liegen eine Handvoll Boote. Vom Aufnahmestandpunkt erscheinen sie ganz klein

Transparenzhinweis: Ich finanziere meine Reisen selbst. Für Empfehlungen erwarte und erhalte ich keine Gegenleistung. Ausnahmen kennzeichne ich.


Tipps & Links
Infomaterial
NO 1: Die Touristeninformation befindet sich neben dem Germanicusbogen an der Place Bassompierre. Der Falt-Stadtplan enthält Fotos von den wichtigsten Punkten der Stadt, aber auch der Umgebung, incl. jeweils einem Foto und einer Kurzbeschreibung. Für die erste Orientierung sehr gut! Zu Saintes gibt es keine App. Auch in der App zur Region Nouvelle-Aquitaine spielt Saintes keine Rolle.

NO 2: Website Saintes-Tourismus. Enthält u.a. eine Übersicht der Restaurants, nach Sparten sortiert.

NO 3: Website der Stadt Saintes. Unter Découvrir & Sortir stehen touristische Informationen, u.a. ein Veranstaltungskalender.

NO 4: Website der Île d’Oléron

Aktiv unterwegs
NO 5: Website der Abtei Abbaye aux Dames. Von ihr aus können u.a. die Zimmer gebucht werden.

NO 6: Video über das Musikkarussell

NO 7: Ein Video über das junge Orchester der Abtei Le jeune Orchestre de L’Abbaye aux Dames liefert einen Vorgeschmack auf das, was die Cité musicale bietet.

NO 8: Das Gleiche lässt sich dem Video aus dem diesjährigen Musik-Festival, dem 50-jährigen Jubiläum, nachsagen.

NO 9: Informationen über das römische Amphitheater

Essen & trinken
NO 10: Schön sitzt man im Hof des Restaurants La Musardière

Aufenthaltsdauer
NO 11: Ich empfehle mindestens fünf bis sechs Stunden für die Abtei, die Altstadt, das Amphitheater, die Wege dazwischen und ein bisschen verweilen an der Charente. Der Aufenthalt ähnelt dann allerdings einem Schnelldurchlauf, Unternehmungen wie Acoustic Journey oder Acoustic Siestas (siehe Kasten Cité musicale) sind dabei nicht mit eingerechnet. Wer gemütlich unterwegs ist, dem sei empfohlen zu übernachten und zwei ganze Tage einzuplanen. Aufenthaltsdauer für Saint-Trojan-Les-Bains incl. An- und Abfahrt aus Saintes: ein Vormittag oder Nachmittag.


Und nun zu Euch, liebe Leserinnen und Leser:
Viele kennen das Gefühl: Am Urlaubsort gibt es so viel zu besichtigen und kennen zu lernen – die Zeit reicht nicht für alles. Ich bin ein zweites Mal nach Saintes gereist. Wo habt Ihr das schon mal erlebt? Wie seid Ihr damit umgegangen?


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